
KONZEPT
Konzept für den Waldkindergarten Untergriesbach
Der Waldkindergarten Untergriesbach entstand aus dem Bedürfnis einiger Familien, sich für diese seit 25 Jahren in Deutschland etablierte Form der Betreuung und Begleitung von Kindern im Alter von 3 bis ca. 6 Jahren zu engagieren. Nachdem der Trägerverein gegründet war, wurde ein Waldgrundstück gemeinsam mit der Gemeinde und dem Landratsamt gefunden und festgelegt.
Für eine Gruppe von bis zu 25 Kindern bis zum Eintritt in die Schule bietet diese Art einer Kindestageseinrichtung im Wald und auf einer Wiese den idealen Ort für ganzheitliches Lernen in und mit der Natur.
Das Team für den Waldkindergarten Untergriesbach besteht aus 2 Fachkräften und einer Ersatzkraft (z.B. KinderpflegerIn). Die Erzieherinnen (Fachkräfte) sind dazu befähigt, sich gegenseitig zu vertreten. Das pädagogische Personal ist beim Trägerverein des Waldkindergarten angestellt und leistet neben obligatorischer kindbezogener Dokumentation und Einzelförderung auch die alltägliche pädagogische und methodische Strukturarbeit. In regelmäßigen Abständen findet das Team in einer fachlichen Besprechung zusammen, um sich auszutauschen, Elternabende zu planen und sich auch gegebenenfalls mit dem Vorstand des Trägervereins zu treffen.
Rechtlicher Hintergrund, Grundsätze
Wir sind nach dem BayKiBiG verpflichtet, jedes Kind entsprechend seiner Talente und Fähigkeiten zu fördern und alle Kinder entsprechend der Vielfalt des menschlichen Lebens unterschiedslos in die Bildungs- und Erziehungsprozesse einzubinden. Das pädagogische Personal fördert die Kompetenzen der Kinder für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Sinn eines sozialen Miteinanders. Neben der Orientierung unseres Handelns am BEP, dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan, bieten uns die Leitlinien des Landesverbandes der bayerischen Wald- und Naturkindergärten ebenso die BAG – Qualitätsmerkmale für Kindergärten im Naturraum einen klaren Handlungsrahmen.
Unser Blick zum Kind
Das Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit, die sich körperlich, seelisch und geistig frei entwickeln darf. Die unterschiedliche Struktur in Elternhaus und Waldkindergarten ermöglicht einen erweiterten Rahmen sowohl für die Selbst- als auch Fremdwahrnehmung des Kindes. Eigene Fähigkeiten und Kenntnisse in sich zu entdecken fördert das Kind ebenso wie die Beobachtung anderer Kinder. Wir betrachten das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und begleiten es liebevoll, stützend und auf Augenhöhe. Wald und Wiese als Spiel- und Erfahrungsräume unterstützen die Entwicklung des Kindes in all seinen Entfaltungsmöglichkeiten.
Unser Selbstverständnis als pädagogische Betreuer
Wir begegnen jedem Kind mit Wertschätzung, betrachten es ganzheitlich in seiner Individualität und berücksichtigen seinen aktuellen Entwicklungsstand. In unserer Rolle als behutsame Weg- und Lernbegleiter unterstützen wir jedes Kind in seiner Vielfalt an Entwicklungsmöglichkeiten.
Durch liebevolle Betreuung, aufmerksame Beobachtung und einfühlsame Kommunikation stärken wir das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in sein Handeln. Authentisches, empathisches und klares Verhalten der Betreuungspersonen gibt dem Kind Orientierung, Rückhalt und klare Grenzen. Bei Konflikten und Herausforderungen geben wir jedem Kind die Möglichkeit, in Ruhe eigene Lösungen zu finden und diese Lösungswege zu erproben. Wir begleiten es darin, in seiner Persönlichkeit und seinem Selbstvertrauen zu wachsen.
Dem auf die momentanen Interessen des Kindes beruhenden Bedürfnis, sich mit bestimmten Materialien, bestimmten Tieren oder bestimmten Themen zu beschäftigen, wird weitestgehend nachgegangen.
Wesentliche Elemente im Waldkindergarten
Respektvolles und demokratisches Miteinander ist uns sehr wichtig, unsere Kommunikation basiert auf positiven Formulierungen und einer gewaltfreien, nicht wertenden Sprache. Wir vermitteln den Kindern allgemeine ethische Werte und feiern die Feste unseres christlichen Kulturkreises in ganzheitlicher Weise.
- Das freie Spiel des Kindes zuzulassen ist eines der wesentlichsten Elemente in unserem Waldkindergarten. Den Spielmaterialien, die der Wald zur Verfügung stellt, kommt hier eine besondere Bedeutung zu: sie sind nicht von Erwachsenen für Kinder entwickelt und gebaut sondern werden erst vom Kind selbst entdeckt, gesammelt, benannt, bearbeitet und bespielt.
- Im Rahmen dieser Beschäftigung mit der Vielzahl an Spielmaterialien im Wald lernt das Kind das Zusammenspiel der Elemente Wasser, Luft, Erde und Feuer ganz nebenbei und selbstverständlich.
- Holz, Stein, Erde und Wasser als Spielmaterial, das dem Kind täglich in unterschiedlichster Form, Farbe, Konsistenz und Temperatur zur Verfügung steht, bietet schier unerschöpfliche Spielvariationen und Lernerfahrungen. So lernt das Kind ganzheitlich und täglich, sämtliche jahreszeitliche, wetterbedingte und witterungsbedingte Veränderungen bewusst wahrzunehmen.
- Respekt und Achtung vor der Natur und ihrer tierischen Bewohner ist ein sehr wesentliches Element unserer Arbeit mit den Kindern. Der Lebenszyklus der Pflanzen, Bäume und Tiere wird so auf ganz natürliche und emotional überaus verträgliche Weise spürbar und sichtbar.
- Demokratie wird im Waldkindergarten täglich gelebt. Wir geben den Kindern vielgestaltige Möglichkeiten, die eigenen Gefühle, Wünsche und Interessen wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen. Nach demokratischen Gesichtspunkten mittels Kommunikation und Gesprächen lernen die Kinder, den Kindergartenalltag aktiv mit zu gestalten.
- Soziale Kompetenz: Respekt, Akzeptanz und Wertschätzung anderer Menschen und anderer Ansichten ist ein wichtiger Lernprozess. Kooperation und Kompromissbereitschaft sowie klare Benennung von eigenen Wünschen und Gefühlen lernen die Kinder durch unsere behutsame und wertschätzende Begleitung.
- Bewegung und motorische Entwicklung: aus dem natürlichen Bewegungsdrang des Kindes und dem Bedürfnis nach freiem Spiel entstehen tagtäglich im Wald unzählige Möglichkeiten, die eigenen motorischen Fähigkeiten zu erproben und zu erweitern. Spielen, Springen, Laufen und Liegen auf unterschiedlich schiefem oder ebenem Untergrund formt die motorischen Fähigkeiten ganz nebenbei. Die eigenen Kräfte und Fähigkeiten beim Klettern, Balancieren und Springen zu erproben ist im Wald an sehr vielen Stellen möglich und erwünscht und wird stets aufmerksam von uns begleitet.
- Naturwissenschaftliche Kompetenzen: Kinder sind geborene Forscher und Entdecker. Im Waldkindergarten wird dem Forschungsdrang und der damit einhergehenden intensiven Auseinandersetzung mit Experimenten und Spezialthemen großer Raum gelassen. Alltägliche praktische Lernerfahrungen zu Physik, Chemie, Biologie und Geologie bilden die Grundlage für vertiefende Arbeiten, die von uns mithilfe von Sachbüchern, Bildkarten und erweiterten Projekten begleitet werden.
- Kommunikation: der Kommunikation kommt im Wald eine besondere Bedeutung zu. Das Kind lernt von Anfang an, sich mit den Spielpartnern zu verständigen, um miteinander die eigene Spielwelt zu erleben.
- Sprachliche Kompetenzen: Das Spielmaterial findet erst durch die fantasievolle Benennung des Kindes seine Bestimmung und kann je nach Situation im Spiel und Bedürfnis des Kindes sehr unterschiedliche Bedeutungen haben und zu verschiedensten Tätigkeiten gebraucht werden. So lernt das Kind, all sein Spielmaterial umfassend und vielgestaltig zu beschreiben. Zusätzlich werden durch mitgebrachte Bildkarten, Zahlen, Buchstaben und Bücher die sprachlichen Möglichkeiten der Kinder erweitert.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist geprägt von Wertschätzung und Respekt. Wir pflegen intensiven kommunikativen Austausch mit den Eltern, um gemeinsam am Wohl des Kindes zu arbeiten. Der Kindergarten unterstützt die Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe und gibt bei Bedarf und nach Wunsch vielseitige Informationsmaterialien und Anregungen an die Familien weiter.
Wir bieten den Familien:
- Leitbild des Kindergartens
- Hospitationsmöglichkeit (einen Tag im Wald, zusammen mit der Gruppe)
- Elternabende bzw. -nachmittage
- Jederzeit Elterngespräche mit den Erzieherinnen
- Umfangreiche Entwicklungsdokumentation
- Spezielle Elternabende mit Vorträgen zu bestimmten gewünschten Themen
- Beteiligung an Entscheidungen durch Mitarbeit im Elternbeirat
- Spezielle Projektwochen, die von den Erzieherinnen und den Kindern zusammen mit Fachexperten ausgearbeitet und umgesetzt werden.
Der Waldkindergarten lebt von Ideen, Innovationen und Mitsprache. So sind alle Eltern eingeladen, sich aktiv in den Alltag des Waldkindergartens einzubringen und mit zu gestalten.
Kooperationen
Der Waldkindergarten Untergriesbach mit seinem Trägerverein kooperiert auf kommunaler Ebene mit der Gemeinde, den Kindergärten, Grundschulen, mit Förstern, Jägern, Kulturvereinen und Gewerbetreibenden sowie kreativen Menschen, die sich gerne für die Weiterentwicklung des Angebotes für die Kinder engagieren möchten.
Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde.“
Jean-Jacques Rousseau